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8. August 2019

So war der Donnerstag mit Rea Garvey, Alvaro Soler und Max Giesinger

Schon sehr früh war der Festival-Donnerstag ausverkauft. Die Publikumslieblinge Rea Garvey, Alvaro Soler und Max Giesinger trafen sichtlich den Nerv des geneigten Festivalbesuchers – und diese wurden nicht enttäuscht. Alle drei Acts boten auf ihre Weise eine aussergewöhnliche und mitreissende Show.

Max Giesinger: Neue Bekanntschaften am Hitzetag

Max Giesinger ist kein typischer Opening-Act, längst ist er über diesen Punkt hinausgewachsen. Nachdem er in der ersten Staffel von The Voice of Germany den vierten Platz belegte, bog er in Eigenregie auf die Überholspur ab. So erfolgreich er mit seinen Liedern war, immer wieder wurde der Sänger für seine Pop-Songs belächelt. So auch bei der Parodie Menschen Leben Tanzen Welt vom deutschen Satiriker Jan Böhmermann. Darin liess Böhmermann mit zufälligen Worten auf Zetteln einen Songtext von Schimpansen aus dem Zoo zusammenstellen, der in etwa die Tiefe eines Giesinger-Tracks habe. Doch der Sänger nahm diesen Seitenhieb mit Humor und besuchte Böhmermann sogar auf dessen Tour für ein gemeinsames Duett. Damit konnte er die Aktion umdrehen und neue Fans gewinnen, die ihm diese Oberflächlichkeit ebenfalls unterstellt hatten.

Auch in Schaffhausen holt er Leute perfekt ab, die ihn noch nicht kennen. Als er durchs Publikum läuft, meint er entwaffnend: Ja, ich bin tatsächlich so klein. Falls ihr mich nicht seht, ich bin die Hand hier. Vor seinem Hit Wenn sie tanzt hat sich der Sänger noch eine ganz spezielle Aktion einfallen lassen. Eine Besucherin darf auf einem bequemen Sessel Platz nehmen und ein Gläschen Prosecco geniessen. Dabei kann sie Zettel aus einem Rucksack ziehen, auf dem verschiedene Songs stehen. Diese versucht Giesinger dann aus dem Stehgreif so gut wie möglich zu performen. Abwechslungsreicher könnte die Mischung wohl kaum ausfallen. Auf Coolio’s Gangsta’s Paradise, folgt die Schnulze If You Don’t Know Me By Now von Simply Red und als Sahnehäubchen Sonne von Rammstein. Dafür darf sogar noch sein Backliner oben ohne als Gitarrist einspringen.

Alvaro Soler: Südländisches Temperament trifft Schweizer Applaus

In Spanien und Italien ist Alvaro Soler längst ein Star. Mit seinen spanischen Songs erreichte er bei unseren südlichen Nachbarn mit seinem Debüt gar Platin-Status. In der Schweiz wurde er vor allem durch seinen Sommerhits La Cintura und Sofia bekannt, die er am Stars in Town natürlich auch präsentiert. Er meint, in Interviews werde er oft gefragt, was für ihn die grössten Unterschiede zwischen der Schweiz und Spanien oder Italien seien. Soler scheint dazu eine richtige Studie gemacht zu haben. Hierzulande hören die Leute aufmerksam zu und je nachdem ob ihnen ein Song gefallen hat, klatschen die Schweizer etwas euphorischer oder länger. In Italien hingegen klatschten die Leute drei mal in die Hände und werden ungeduldig, weil sie den nächsten Track hören möchten. Mit den Applausen, wie er sie nennt, bewertet er auch in Schaffhausen, wie seine einzelnen Songs ankommen.

Begleitet wird Alvaro Soler von einer stattlichen Band mit einer unglaublichen Spielfreude und einer Vielzahl an Instrumenten. Vielleicht haben die Musiker ihre unbändige Energie beim Besuch des Rheinfalls getankt, wo sie am Nachmittag eine Abkühlung genossen haben. Obwohl das Piano-Stück Nino Perdido nicht ins übliche Festival-Set gehört, bringt er es am Stars in Town dennoch auf die Bühne. Die Komposition wird wunderschön von einer Violinistin begleitet. Mit seiner südländischen Musik trägt Alvaro Soler ein Genre auf den Herrenacker, welches bisher nur im Jahr 2012 mit Rodrigo Y Gabriela vertreten war und setzt damit einen exotischen Farbtupfer im Festival-Line-Up.

Rea Garvey: Gefühle zwischen Stadion und Irish Pub

Er ist nicht nur Coach bei The Voice of Germany und bildet Entertainer aus, er ist auch selbst ein Naturtalent in diesem Bereich. Rea Garvey wirkt souverän und locker zugleich. Mit Reamonn feierte der Ire in den frühen 2000er-Jahren riesige Erfolge und sorgte für zahlreiche Ohrwürmer. Damals sprach er ausschliesslich Englisch. Mittlerweile ist er mit charmantem Akzent zu einwandfreiem Deutsch gewechselt. Nicht nur mit seinem Gesang wird Garvey an diesem Abend seinem Headliner-Status gerecht, auch die Ansagen sind auf höchstem Niveau. So meint er zum Beispiel, er habe sich sehr gefreut, als er erfahren habe, dass sein Abend am schnellsten ausverkauft gewesen sei und dass diese Tickets die beliebtesten waren. Dann habe er mitbekommen, dass auch Alvaro Soler und Max Giesinger spielen. Und kurz vor dem Konzert sei ihm im Korridor Soler aus der Dusche entgegen gekommen – halbnackt. Darauf meint der bärtige Sänger mit Schalk im Nacken: Mann, ich sage euch, da hätte ich auch ein Ticket gekauft.

Immer wieder betont er seine enge Beziehung zur Schweiz. So begrüsst er auch zwei wichtige Menschen, die hierzulande von Anfang an an ihn glaubten. Diese zwei, Susi und Carlo von Universal, haben ihm vor der Show am Stars in Town die goldene Schallplatte für sein neustes Album Neon überreicht. Musikalisch wechselt Rea Garvey spielerisch von der Atmosphäre eines Stadion-Konzerts zum schummrigen Irish Pub. Mit dem Song Can’t Say No versetzt er die Zuhörer gefühlt in eine laute Bar mitten in Dublin, auch wenn Garvey selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist. Nach eigenen Worten ist es so winzig, dass wenn einer wegzieht, die Hälfte schon weg ist. Nach einem Ausschnitt der Rede von Greta Thunberg anlässlich der Klimakonferenz in Polen spielt er mit Through The Eyes Of A Child einen seiner grössten Reamonn-Hits, der im Hinblick auf die Fridays for Future-Bewegung aktueller ist denn je. Ebenfalls aus dieser Ära folgt eine Akustik-Version von Tonight – ein Lied für die LED-Lichter an den Smartphones.

Nebst Musik hat Garvey noch weitere Geschichten zur Schweiz auf Lager. Sein erstes Konzert mit Reamonn habe er im Safari Club in Chur gespielt. Eigentlich wäre ein Auftritt in Winterthur geplant gewesen, dort sei aber die Bühne zu klein für die ganze Band gewesen (man kann spekulieren, dass er vom Albani spricht). In Chur habe es dann nur drei Gäste gehabt und die haben Tischkicker gespielt. Für das Konzert mussten sie ihre Plätze räumen, weil der Tisch direkt vor der Bühne stand. Während des gesamten Auftritts hätten sie dann nur darauf gewartet, dass die Band endlich wieder weg ist und den Platz frei macht. Die Reise vom Safari Club ans ausverkaufte Stars in Town hielt also alle Höhen und Tiefen eines Musikerlebens bereit.

Mittlerweile hat Rea Garvey auch solo so viele Hits, dass er seinen Durchbruch-Song Supergirl aus dem Set streichen kann, ohne dass es allzu sehr schmerzt. Eines dieser Highlights ist Wild Love, der letzte Track vor den Zugaben. Sein Konzert beendet der Irische Superstar mit Never Giving Up – einer Message die dem Sänger am Herzen liegt.

Fotos: Julius Hatt, Seraina Ammann, Philipp Ammann
Video: Pascal Scheiber & Noah Zygmont
Text: Christian Meier

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